Grüner Star – Glaukom

Der Grüne Star, auch Glaukom genannt, ist eine Erkrankung des Sehnervs. Durch Voranschreiten der Erkrankung kommt es zu einer Einschränkung der Sehfunktion, die bei Nicht-Behandlung zum irreversiblen Verlust der Sehfunktion (Erblindung) führen kann. Der Grüne Star ist die zweithäufigste Erblindungsursache weltweit laut Aussage der Weltgesundheitsorganisation. 

Welche Formen von Glaukomen gibt es?

Primäre Glaukome

Treten eigenständig auf und sind nicht Folge einer Augenerkrankung:

  • Primär chronisches Offenwinkelglaukom
  • Primär akutes Winkelblockglaukom 

Sekundäre Glaukome

Treten als Folge einer Augenvorerkrankung oder als unerwünschte Nebenwirkung eines Medikaments, ärztlichen Eingriffs oder traumatisch-bedingt auf:

  • Sekundäres Offenwinkelglaukom
  • Sekundäres Winkelblockglaukom

Einen Sonderfall stellt das bei Geburt vorliegende kongenitale Glaukom.

Was passiert, wenn man an Grünem Star erkrankt?

Der Grüne Star, medizinisch Glaukom genannt, greift den Sehnerv und dessen Funktionalität an. Der Sehnerv transportiert die Information, die man mit dem Auge sieht, zum Gehirn, wo sie verarbeitet wird. Er besteht aus Nervenfasern, welche am Ende zum Sehnervenkopf (Papille) zusammenlaufen. Erkrankt man an Grünem Star kommt es zu einem Verlust dieser Nervenfasern und meist zu einer Veränderung des Sehnervenkopfs. Die Funktion wird eingeschränkt und somit auch die Sehfunktion. Zu Beginn der Erkrankung kommt es zu einer Schädigung des peripheren Sehens (= äußeres Gesichtsfeld) und somit zum Tunnelblick, welcher häufig erst sehr spät wahrgenommen wird. Behandelt man dieses Krankheitsbild und dessen Verlauf nicht, kann es bei Voranschreiten zu einer immer stärkeren Sehbeeinträchtigung kommen, die bis zur Erblindung führen kann. Der Grüne Star ist heute schon so weit erforscht, dass bei rechtzeitigem Erkennen der Erkrankung und der entsprechenden Behandlung die Sehfunktion erhalten werden kann.

Es empfiehlt sich daher spätestens ab dem 40.Lebensjahr regelmäßig zu Kontrollen zu gehen, um den Grünen Star ausschließen zu können. Dies kann man ganz einfach im Zuge einer Vorsorgeuntersuchung machen. Sollten bekannte Risikofaktoren für eine Glaukom-Erkrankung, wie zum Beispiel erhöhter Augeninnendruck oder genetische Veranlagung bekannt sein, sollten regelmäßige Kontrollen von einem Augenarzt gemacht werden. Gerne berate ich Sie – kommen Sie vorbei und dann sehe ich mir Ihre Augen an.

Wie erkrankt man an Grünem Star?

Es gibt unterschiedliche Faktoren die eine Erkrankung begünstigen. Man nennt diese Faktoren auch Risikofaktoren.

  • Alter
    Der Grüne Star kommt häufig bei älteren Menschen vor. Es gibt aber auch Formen von Glaukom-Erkrankungen, die bei jungen Menschen und Kindern auftreten. 
  • Augeninnendruck
    Liegt ein zu hoher Augeninnendruck vor, ist das ein erhöhter Risikofaktor für Augenerkrankungen, so auch für die Entwicklung eines Grünen Stars. Einen absoluten Wert, welcher Augenerkrankungen begünstigt, gibt es nicht. Jedes Auge ist individuell und hat innerhalb einer Richtskala einen bestimmten aber individuellen Augeninnendruck. Bei einer augenärztlichen Untersuchung legt der untersuchende Augenarzt den entsprechenden Druckbereich fest, bei dem davon ausgegangen wird, dass dieser für den jeweiligen Patienten, abhängig von Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen, etc., entsprechend passend ist und kein weiterer Schaden entsteht. Das bezeichnet man als sogenannten Zieldruck. 

Es empfiehlt sich, den Augendruck ab einem gewissen Alter regelmäßig zu kontrollieren.  Im Rahmen einer augenärztlichen Untersuchung in meiner Ordination messe ich routinemäßig bei jedem Besuch den Augeninnendruck meiner PatientInnen.

Wie wird der Augeninnendruck gemessen?

Mittels Applanationstomometrie messe ich den Augeninnendruck. Zuerst wird die Hornhaut des Auges mit besonderen Augentropfen eingetropft und sobald diese Wirkung zeigen, wird mittels eines kleinen Messkolbens, welcher die Hornhaut berührt, der Gegendruck gemessen. Die Angabe erfolgt in „Millimeter Quecksilbersäule“ (kurz mmHg) und beschreibt die Einheit des Augendrucks. 

Schnell und berührungslos, aber leider auch etwas weniger präzise, kann eine Augeninnendruckmmessung auch via Luftstoß erfolgen. Bei dieser Form der Untersuchung wird die verformende Wirkung des Luftstoßes auf die Hornhaut via Licht vermessen und so in den Augendruck umgerechnet. 

Generell verändert sich der Augeninnendruck im Verlauf des Tages. Daher ist es in einigen Fällen durchaus sinnvoll, diesen über 24 Stunden in regelmäßigen Abständen zu messen.

Beeinflussende Faktoren

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen können zu Durchblutungsstörungen führen, wodurch der Sehnerv dem normalen Augeninnendruck nicht mehr standhält und zerstört wird. So ist zum Beispiel ein zu niedriger Blutdruck in der Nacht nicht gesund für die Durchblutung des Sehnervens und kann so eine bestehende Schädigung auch verschlechtern.
  • Hornhautdicke
    Die Hornhautdicke, vor allem wenn sie zu dünn ist, kann ein potentieller Risikofaktor für eine Erkrankung an grünem Star sein. Wie dick oder dünn eine Hornhaut ist kann berührungslos gemessen werden (Pachymetrie). Je nach Hornhautdicke kann dies auch eine Augendruckmessung beeinflussen. Ist die Hornhaut zu dick, kann dieser fälschlicherweise zu hoch gemessen werden, ist sie zu dünn als zu niedrig. 
  • Kurzsichtigkeit
    Liegt eine hohe Kurzsichtigkeit (ca. -5 Dioptrien und mehr) vor, kann dies ein Risikofaktor für eine Glaukom-Erkrankung sein. Die Ursache dafür liegt in der Instabilität der Augenhülle, die dadurch zur Schädigung des Sehnervs beiträgt. 
  • Schlafapnoesyndrom
    Bei starkem Schnarchen und vor allem wenn es beim Schlafen zu Atemaussetzern, wird der Sehnerv mit zu wenig Sauerstoff versorgt und kann so eine Glaukom-Erkrankung begünstigen.
  • Vererbung
    Liegt bei direkten Verwandten bereits ein Fall von Grünem Star vor, bedeutet dies ebenfalls ein erhöhtes Risiko für eine Glaukom-Erkrankung.

Das Gefährliche an einer Erkrankung an Grünem Star ist, dass selbst im fortgeschrittenen Stadium das Krankheitsbild ohne Beschwerden verläuft und oftmals erst erkannt wird, wenn eine Erblindung unausweichlich ist. Wichtig sind deshalb eine frühzeitige Diagnose und entsprechende Behandlung. 

Wie wird der Grüne Star festgestellt/diagnostiziert?

Da es sich um eine Erkrankung des Sehnervs handelt, muss dieser genau untersucht werden, um eine entsprechende Diagnose stellen zu können. Die Medizintechnik (OCT, HRT, später erklärt) ist so weit fortgeschritten, dass man diese Veränderungen bereits in sehr frühen Stadien der Erkrankung erkennen kann. Lange noch bevor das Auge und die Sehfunktion funktionelle Schäden aufweisen. 

Bei der augenärztlichen Untersuchung wird der Sehnervenkopf im Detail angesehen, da dieser bei einer Glaukom-Erkrankung meist Veränderungen aufweist. Um genau zu sein, es kommt zu einer Ausdünnung der Nervenfasern, die man vor allem in der Netzhaut im Bereich des Sehnervenkopfs erkennen kann. 

Bei Verdacht auf Grünen Star sollten, im Zuge der Untersuchung, auch alle Risikofaktoren, insbesondere der Augeninnendruck und die Hornhautdicke, untersucht werden. Weiter sollte eine Gesichtsfeldprüfung erfolgen, um festzustellen, ob durch eine mögliche Glaukom-Erkrankung bereits eine Störung der Funktion des Sichtfelds aufgetreten ist.

Welche Formen von Untersuchungen auf Grünem Star gibt es?

1. morphologische Diagnostik

  • Biomikroskopie
    Durch das Untersuchungsmikroskop (Spaltlampe) kann der Augenarzt den Augenhintergrund, den Sehnervenkopf und die Nervenfaserschicht im Detail ansehen und beurteilen. Dies geht besser durch pupillenerweiternden Augentropfen etwa 20 Minuten vor der Untersuchung, ist aber auch ohne Zugabe dieser Tropfen möglich.
  • Heidelberg Retinatomograph (kurz HRT)
    Der Heidelberg Retinatomograph ist ein Laserscanner, der im hundertstel Millimeterbereich die Oberfläche des Sehnervenkopfs dreidimensional darstellen kann. Bei dieser dreidimensionalen Darstellung und Analyse sind oftmals schon sehr frühe Veränderungen am Sehnerv erkennbar. Diese dreidimensionale Vermessung dauert nur wenige Sekunden, erfolgt berührungslos und ist somit völlig schmerzfrei.
  • Optische Kohärenztomographie (kurz OCT)
    Bei einer Untersuchung mittels optischer Kohärenztomographie ist es möglich die unterschiedlichen Netzhautschichten hochauflösend darzustellen. So kann auch die vom Grünen Star betroffene Nervenfaserschicht genau und präzise ausgemessen werden. Somit können Nervenfaserschädigungen bereits früh festgestellt werden, die wichtig sind um eine mögliche Glaukom -Erkrankung früh diagnostizieren zu können. Dies ist vollkommen ungefährlich für das Auge.
    Die Untersuchung dauert nur wenige Sekunden, erfolgt berührungslos und ist somit völlig schmerzfrei. In manchen Fällen sollte das Auge mit pupillenerweiternden Augentropfen etwa 20 Minuten vor der Untersuchung behandelt werden, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Dies ist vollkommen ungefährlich für das Auge. Ich biete in meiner Ordination die Untersuchung des Sehnervenkopfes mittels OCT für Sie an.

2. Funktionelle Diagnostik

Es gibt unterschiedliche Formen der Gesichtsfeldmessung:

  • Weiß-Weiß-Perimetrie
    Bei der Weiß-Weiß-Gesichtsfeldmessung wird untersucht, ob bereits funktionelle Schäden aufgetreten sind. Dabei werden abwechselnd helle Lichtpunkte nacheinander auf unterschiedliche Stellen einer Halbkugel projiziert. Jeder Lichtpunkt entspricht einer bestimmten Stelle auf der Netzhaut. Wird einer dieser Lichtpunkte von einer Patientin bzw. eines Patienten wahrgenommen, wird dies mittels Betätigung eines Knopfes auf einem Schalter dokumentiert. Jedes Auge wird einzeln untersucht.
  • Blau-Gelb-Perimetrie
    Dabei wird ein heller, blauer Punkt wechselnd auf eine gelb ausgeleuchtete Hohlkugel projiziert. Der Rest der Untersuchung läuft ebenfalls gleich ab wie die Weiß-Weiß-Gesichtsfeldmessung bereits beschrieben. Diese Form der Gesichtsfeldmessung kann bereits sehr leichte Gesichtsfeldausfälle nachweisen. Allerdings dauert sie etwas länger und erfordert ein stärkeres Konzentrationsvermögen. Sie eignet sich für Patienten bei denen keine Linsentrübung vorliegt und vor allem auch für jüngere Patienten.

Wie wird Grüner Star behandelt?

Um dem Grünen Star entgegen zu wirken muss der Augeninnendruck gesenkt werden. Dies kann zunächst mit speziellen Augentropfen erfolgen.  

  • Medikamentöse Augeninnendrucksenkung
    Es gibt viele, verschiedene Augentropfen, welche eingesetzt werden um den Augeninnendruck zu senken. Je nach Wirkstoff des Präparats wird die Kammerwasser-Produktion reduziert oder der Abfluss verbessert. Die Therapie wird üblicherweise mit nur einem Augentropfenpräparat bzw. Wirkstoff begonnen. Sollte dies nicht ausreichen, können auch mehrere Wirkstoffe kombiniert werden. Dies sollte stets unter ärztlicher Betreuung erfolgen. Im Regelfall handelt es sich um eine lebenslange Therapie!
    Alternativ kann auch durch ein mildes Laserverfahren versucht werden den Augenabfluss zu verbessen und so den Druck im Augeninneren zu senken. Sollten dies keine Optionen sein, ist eine Operation nötig.
  • Filterkissenoperation (Trabekulektomie)
    Dabei wird ein wenige Millimeter großes Loch in die Augapfelwand geschnitten und mit einem kleinen Deckel der Lederhaut (Sklera) abgedeckt wird. Bei erhöhtem Augeninnendruck fließt so das Kammerwasser aus dem Auge unter der Bindehaut ab. Es bildet sich ein sogenanntes Filterkissen. Da dieses „Sickerkissen“ durch das Oberlid bedeckt wird, ist es frei nicht sichtbar. Allerdings verschließt sich dieses Loch durch den natürlichen Wundheilungsprozess nach einiger Zeit wieder. Dieser Prozess kann verhindert werden, wenn bei der Operation dieser Bereich mit dem Medikament Mitomycin C präpariert wird.
  • iStent-Implantat
    Dieses Mikroimplantat besteht aus Titan und ist das kleinste im menschlichen Körper jemals eingesetzte Implantat. Es zählt zur MIGS (minimal-invasiven-Glaukomchriurgie). Meist werden bei dieser Operation zwei Implantate ins Trabekelmaschenwerk im Kammerwinkel eingesetzt. Die Operation kann ambulant durchgeführt werden.
  • Kanaloplastik
    Diese Form der Operation wird ohne Eingriff ins Auge durchgeführt. Durch einen Mikrokateter wird ein dünner und feiner Faden in den Schlemm’schen Kanal eingezogen und angespannt. Dadurch wird das Trabekelmaschenwerk auf gedehnt und der Abfluss verbessert.
  • Kataraktoperation
    Eine Kataraktoperation wird durchgeführt, wenn eine Verengung des Kammerwinkels vorliegt, weshalb die Flüssigkeit im Auge nicht entsprechend abfließt. Es wird eine Kunstlinse, welche deutlich dünner ist als die natürliche Linse, eingesetzt. Dadurch entsteht mehr Platz im Auge und der Kammerwinkel kann sich wieder weiter öffnen. Diese Behandlungsform wird vor allem dann eingesetzt, wenn es ohnehin schon zu einer Trübung der natürlichen Linse gekommen ist.
  • Selektive Lasertrabekuloplastik (SLT)
    Bei diesem besonders milden Verfahren wird mittels Laserstrahl das Trabekelmaschenwerk behandelt. Dadurch wird das Gewebe stimuliert und die Porengröße nimmt zu, wodurch der Abfluss verbessert wird. Sie kann an Stelle von Augentropfen, aber auch zusätzlich zur Gabe von Augentropfen eingesetzt werden. Die Behandlung kann wiederholt werden, sollte der Effekt nachlassen.
  • XEN-Gel-Implantat
    Bei dieser Operation wir ein feines Röhrchen aus Gelatine implantiert, um eine Verbindung zwischen der Vorderkammer und dem Raum unter der Bindehaut zu schaffen. Es entsteht ein Sicker-/Filterkissen. Um zu verhindert, dass der natürliche Wundheilungsprozess das Röhrchen verschließt, wird bei der Operation das Medikament Mitomycin C verwendet, um den Bereich zu präparieren.
  • YAG-Iridotomie
    Mittels Laser wird ein kleines Loch in die Regenbogenhaut angelegt, damit die Flüssigkeit im Auge besser zirkulieren und abfließen kann, wenn eine Verengung des Kammerwinkels vorliegt. 
  • Chirurgische Iridektomie
    Mittels kleiner Operation wird ein kleines Loch in die Regenbogenhaut geschnitten, wodurch die Flüssigkeit im Auge besser zirkulieren und abfließen kann.
  • Drainageimplantate
    Ein Drainageimplantat sollte nur dann eingesetzt werden, wenn eine Senkung des Augeninnendruck mittels, Medikamenten, einer Filterkissenoperation oder einer Kanaloplastik nicht möglich ist. Bei diesem Eingriff wird ein kleiner Silikonschlauch in die Vorderkammer eingesetzt, um das Abfließen der Flüssigkeit zu erzielen. 
  • Zyklophotokoagulation
    Mit Hilfe eines Lasers wird der Ziliarkörper verödet. Der Ziliarkörper ist eine Drüse, die die Flüssigkeit im Auge produziert. Wird diese Drüse durch den Laserstrahl verödet, wird weniger Flüssigkeit produziert und der Augeninnendruck gesenkt. Der gewünschte Effekt der Operation tritt erst nach einigen Wochen ein. Da durch diesen Eingriff das Gewebe irreversibel zerstört wird, darf niemals zu viel Gewebe auf einmal behandelt werden und so kann es sein, dass der Eingriff nach 3 Monaten nochmals durchgeführt werden muss. Diese leider schmerzvolle Form der Behandlung wird erst dann in Betracht gezogen, wenn keine andere Form zu der gewünschten Augeninnendruckabsenkung geführt hat.

 

In meiner Ordination untersuche und berate ich Sie gerne zum Thema Glaukom, sollte ein operativer Eingriff nötig oder in Betracht gezogen werden müssen, erfolgt eine Überweisung in eine Augenklinik.